Die Erzengelwurz - Angelica archangelica

In unserer Region im Süden Deutschlands findet man in der Regel nur die Waldengelwurz (Angelica sylvestris), die in der Schönheit ihrer Erscheinung in nichts ihrer Schwester nachsteht. Beide lieben dieselben Standorte. Arzneilich wird aber vor allem die Angelica archangelica eingesetzt – die Erzengelwurz. Ihr Name leitet sich aus einer Legende von einem Engel ab. Dieser schickte die Engelwurz als Heilpflanze auf die Erde, ein Mann fand sie und nutzte sie als Heilmittel gegen die Pest. Somit haben wir es hier mit einer alten „Seuchenpflanze“ zu tun.

»Ihr Saft ist die höchste Arznei gegen innere Infektionen durch die Luft und ein Schutzmittel gegen die Pest.« (Paracelsus)

Sie ist eine majestätische Schönheit, deren Öl aus den Samen und Wurzeln aufgrund seiner verdauungsfördernden Eigenschaften gerne in Kräuterlikören oder Bitter-Likören beigemischt wird. Ihre Heilkraft ist aber nicht auf unsere Verdauungsorgane begrenzt. Sie ist eine ebenso wichtige Heilpflanze in der Frauenheilkunde, bei Erkältungsbeschwerden und zur Stärkung des Immunsystems.

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Viele Namen – eine kraftvolle Präsenz

„Nomen est omen“ heißt es in einem lateinischen Sprichwort so schön und so ist es auch bei vielen Pflanzen. Ihre Namen erzählen viel von ihren Heilkräften und Besonderheiten.

Die Erzengelwurz wird z.B. auch Brustwurz oder Brustwurzel genannt. Dieser Name weist auf ihre Heilkraft auf unsere Lungen hin. Sie wirkt als natürlicher „Immunbooster“ und hilft bei Erkältungskrankheiten und ist aufgrund ihrer antiviralen Eigenschaften z.B. bei Grippe anwendbar. In alten Kräuterbüchern wird sie auch „edle Angelika“ oder „Heiliggeistwurz“ genannt. Im Volksmund wird sie auch „Angstwurz“ genannt und ich verordne sie in unserer naturheilkundlichen Praxis tatsächlich oft bei Menschen, die zu Ängsten neigen und zugleich an Verdauungsproblemen leiden oder sehr erschöpft sind.

Sie gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) unter denen sich einige giftige Exemplare befinden, die man leicht mit ihren ungiftigen Geschwistern verwechseln kann. Daher ist vom Sammeln auf eigene Faust abzuraten, wenn man sich nicht 100% sicher ist, welche Pflanze man in den Händen hält. Sie enthält unter anderem Bitterstoffe (daher wird sie gerne für Bitter-Liköre verwendet), ätherische Öle, Cumarine, Gerbstoffe, Pektin und Harz.

Sie wirkt Appetit fördernd, antimikrobiell, entkrampfend, Magensaft anregend und stärkend bei Erschöpfungszuständen. Sie wird häufig bei diversen Verdauungsproblemen angewendet, wie z.B. Blähungen, Bauchkrämpfen oder Magenschmerzen. Sie gehört zudem zu den Pflanzen, welche die Fruchtbarkeit fördern. Vor allem wenn die Frauen durch die „Kinderwunsch-Mühle“ erschöpft sind, zu Ängsten neigen oder zu Verdauungsproblemen neigen. Aber das nur als Randnotiz, da es sich hierbei um ein sehr komplexes sowie sensibles Thema handelt.

Zu beachten: die Engelwurz sollte nur mit Handschuhen gesammelt werden. In Verbindung mit UV Strahlen kann es durch den Hautkontakt mit dem Pflanzensaft zu Hautreizungen kommen.

Kontraindikation: in der Schwangerschaft wird von der Einnahme der Engelwurz abgeraten. Weitere Kontraindikationen bei Vorerkrankungen bzw. Medikamenten-Einnahme sind stets im Vorfeld fachlich abzuklären.

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Die Engelwurz gehört zu meinen sehr geschätzten „Meisterpflanzen“. Ich schätze ihre kraftvolle Präsenz und ihr schützendes und stärkendes Wesen sehr. Sie hilft den Erschöpften wieder in ihre Kraft zu finden. Sie unterstützt die Ängstlichen wieder Mut zu fassen. Und sie lindert auf wunderbare Weise und dabei deutlich sanfter wie z.B. der Wermut oder der Beifuß Beschwerden des Verdauungsapparates. Ihre Kraft zeigt sich bereits in ihrer großen und aufrechten Erscheinung und doch gehört sie meiner Erfahrung nach zu den sanfteren Vertreterinnen der tonisierenden Geschwister. In der Winterzeit wende ich sie auch gerne in der Räucherkunst an, vor allem bei Ahnen-Ritualen oder wenn es darum geht Verstorbenen einen „Engel“ an die Seite zu stellen. Die Anwendung von Wurzeln wirkt grundsätzlich erdend, unabhängig davon ob in der Ernährung, in Tee-Mischungen oder als Räucherung. So ist sie auch ein hilfreicher Pflanzengeist für die (hoch)sensiblen Gemüter, die sich durch die Reizüberflutung schnell ausgelaugt fühlen und denen es oft an Stamina mangelt.

Angelica archangelica richtet die Zartfühlenden auf, stärkt ihnen den Rücken und spendet ihnen eine schützende Hülle – ein Engel in Pflanzengestalt.

Kosan

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