Wundheilerin par excellence
Wie eine kleine Sonne zeigt sie sich in unseren Gärten, denn „wild“ anzutreffen ist sie hierzulande nicht – außer vielleicht als Gartenflüchtling. Die Ringelblume war der nordischen Göttin Freya geweiht, der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit. So zeigt sich anhand dieser Zuordnung auch ihre Wirkung auf die Herzenssphäre und die Weiblichkeit, was oft weniger bekannt ist. In ihrem Standardwerk „Physica“ empfiehlt Hildegard von Bingen die „Ringula“ bei Erkrankungen der Haut, bei Verdauungsstörungen und zur Entgiftung. Der Dominikaner Mönch Albertus Magnus empfahl die Ringelblume besonders bei Brandwunden, aber auch beim Biss giftiger Tiere. Sie steht uns Menschen schon seit geraumer Zeit mit ihren heilenden Kräften zur Seite und sie empfiehlt sich in jeder Hausapotheke. Wer diese strahlende Schönheit einmal im Garten beherbergt hat, möchte sie mit ihren goldgelben Köpfen auch gar nicht mehr missen. Alleine ihre Betrachtung hebt die Stimmung, wärmt das Herz und stärkt unsere Lebensfreude. Und die gute Nachricht ist: wenn sie einmal im Garten ist, sät sie sich immer wieder von selbst aus und erfreut uns mit einer sehr langen Blütezeit von Juni bis zu den ersten Frösten des Herbstes.
Nähere Betrachtung und Signatur der Ringelblume
Ihr Name Calendula ist vom lateinischen „calendae“ abgeleitet, da sie einem Kalender gleich mit dem Lauf der Sonne mitgeht. Sie öffnet ihre Blüten nur an sonnigen Tagen bei Tagesanbruch und schließt sie bei Sonnenuntergang. Bei Regen schließt sie ihren Blütenkopf ganz und gar, weswegen sie früher auch als Barometerblume bezeichnet wurde. Früher wurde sie von den Kräuterkundigen auch Sonnenbraut genannt. Den Namen Ringelblume verdankt sie ihren geringelten unverwechselbaren Früchten, welche sie nach der Blüte zahlreich bildet. Sie trägt auch wunderschöne Namen wie Butterblume oder Goldblume.
Sie liebt, wie sollte es anders sein, sonnige Standorte und fühlt sich sehr wohl auf sandigen Böden. Die goldgelbe (oder orange) Farbe der Blüten zeigt nach der Signaturenlehre, dass sie zu den Leberheilpflanzen gehört. Ihre Bitterstoffe sind ein Tonikum für unser Leber- & Gallenblase-System, aus Sicht der traditionell chinesischen Medizin stärkt „bitter“ auch unser Herz (Element Feuer). Allgemein wirken sonnig gelbe Blüten stimmungsaufhellend und orangefarbenen Töne erwärmen unser Herz und nähren die Lebensfreude, z.B. bei depressiven Verstimmungen oder Antriebsarmut.
Der in ihr enthaltene Bitterstoff Calenden wirkt heilend bei Ödembildung, ihre Carotinoide regen das Zellwachstum der Haut und Schleimhaut an, die ätherischen Öle wirken bakterien-, pilz- und entzündungshemmend und ihre Polysaccharide stimulieren das Immunsystem, nur um einige Beispiele zu nennen.
Anwendungsgebiete der Ringelblume
Ihr Hauptanwendungsspektrum ist die Wundheilung. Es gibt viele Möglichkeiten ihre Kräfte aufzuschlüsseln, sowohl innerlich als auch äußerlich. Bei Allergie auf Korbblütler sollte man jedoch sehr behutsam vorgehen bzw. auf andere Pflanzen ausweichen, je nach Empfindlichkeit.
Äußerlich wird sie bei verschiedenen Hautverletzungen und Beschwerden eingesetzt, z.B. bei Schürfwunden, Quetschungen, Schnittwunden, Verbrennungen, Sonnenbrand, chronischen Ekzemen, Erfrierungen oder bei entzündeten Brustwaren, nur um einige Beispiele zu nennen. Sie unterstützt zudem die Heilung von Narbengewebe. Wer schon einmal Ringelblumen gesammelt hat, weiß dass ihr Pflanzensaft ein ganz besonderes Aroma entfaltet (durch die ätherischen Öle) und ein wenig klebrig ist. Man kann bei der behutsamen Ernte schon ahnen, wie sie unsere Wunden „zuklebt“ – ein 1.Hilfe Arznei par excellence, nach Verletzungen jeglicher Art.
Bei Erkrankungen der Lymphknoten und wenn sich die Lymphe z.B. nach Operationen staut, kann sie innerlich wie äußerlich angewendet werden.
Für die Heilung von entzündlichen Prozessen der Magen-Darm-Schleimhaut sowie bei Leber- und Galleerkrankungen empfiehlt sich die innerliche Anwendung als Tee oder Urtinktur. Die Ringelblume wirkt nämlich krampflösend. Wobei sie bei Beschwerden des Verdauungssystems nicht meine 1.Wahl ist 😉
Natürlich gibt es die Calendula auch in potenzierter Form, in der klassischen Homöopathie gehört sie zu meinen liebsten 1.Hilfe Arzneien und ich möchte sie in keiner homöopathischen Notfall-Apotheke missen. Manche sagen, dass sie in der potenzierten Darreichung vor allem bei seelischen Wunden heilend wirkt. Aus meiner Erfahrung unterstützt sie in potenzierter Form auf allen Ebenen.
Wenn du die Ringelblume in deinem Garten beheimatet hast und selber sammeln möchtest, lege ich dir folgende „goldene“ Sammelregeln ans Herz:
- beernte die Blüten am besten bei strahlendem Sonnenschein (nach einer zweitägigen Trockenperiode), idealerweise um die Mittagszeit
- bevor die Blüten weiter verarbeitet werden, diese bitte auf einem Baumwolltuch ausbreiten, so dass sich kleine Insekten und Tiere retten können
- es werden nur die voll entfalteten Blütenköpfe beerntet
- nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich sammeln bzw. nur so viel, wie verarbeitet werden kann
Fazit – eine Sonne für Leib und Seele
Ich liebe die sonnige Erscheinung der Calendula und schätze ihr freundliches und hilfsbereites Wesen sehr. In unserem naturnahen Garten fühlt sie sich sehr wohl, ist zäh und unkompliziert. Alleine ihre Erscheinung lässt die Sonne in meinem Herzen aufgehen. In unserer naturheilkundlichen Praxis verordne ich am liebsten die Ringelblumen Urtinktur oder Einmalgaben. Zu Hause trockne ich die Blüten gerne für Räuchermischungen oder Tee-Zubereitungen oder bereite eine Urtinktur. Je nachdem wie üppig die Ernte ausfällt. Sie lässt sich auch wunderbar auf dem Balkon ziehen. Du wirst sie lieben, falls du es nicht schon tust wie ich, und die Insekten und Bienen danken es dir ebenfalls. Neben Honig- & Wildbienen, Hummeln und Schmetterlingen freuen sich auch viele Nützlinge, wie z.B. die Schwebfliege und Florfliege über ihre Präsenz. Im Gemüsebeet stärkt die Calendula unsere Kulturpflanzen und besonders Möhren und Rosen schätzen sie. Sie schützt nämlich vor allerlei Schädlingen. So heilt sie nicht nur uns Menschen, sondern wirkt auch heilend, nährend und segnend auf ihre Umgebung.