Neun Tage hing Odin an Yggdrasil...neun Musen inspirieren schon seit jeher Künstler jeglicher Couleur. Drei mal drei ist gleich fünf plus vier - bei den Kelten steht die fünf für Zeit und Raum und die vier für die Himmelsrichtungen - in der Neun steckte für sie das ganze Universum. Die Neun ist eine "magische" Zahl, aber was ist ihre Magie? Das bleibt jedem selbst überlassen diese Magie zu erforschen, denn es ist wichtig das Wissen in die Erfahrung und Verkörperung zu bringen. Dafür ist Offenheit wichtig diese Bräuche kennenzulernen, sie zu schmecken und am eigenen Leib zu erfahren.
Die Neunkräutersuppe ist eine Kultspeise, welche schon die Germanen genossen haben. Sie soll den Körper und die Abwehrkräfte stärken, je nach Kräuterauswahl werden der Stoffwechsel und die Entgifungsorgane sanft angeregt. In jedem Fall schmeckt man darin die Kraft der "jungen Wilden". Manche sind ja überzeugt davon, dass neun ganz bestimmte Kräuter hinein müssen. Das erscheint mir aber nicht sehr sinnvoll, denn die Kräuterkundigen und auch die Menschen haben sicherlich zu allen Zeiten einfach das gesammelt, was sie vor ihrer Haustüre fanden. Ganz pragmatisch, ohne schnickschnack.
Und welche Frühlingskräuter tummeln sich denn nun vor der Haustüre? So viele. Die goldene Regel des Sammelns ist stets die Achtsamkeit und so sammle ich nie Kräuter, von denen nur eine Hand voll wachsen, sondern lieber diejenigen Kräuter die üppig vorkommen oder sogar als sogenannte "Unkräuter" verschrien sind, ein Unwort wie ich finde. Mein persönliches Kräuter-Helden-Trio sind Löwenzahn, Giersch und Brennnessel. Ich liebe sie einfach. Spitzwegerich, Wiesenlabkraut, Bärlauch, Gänseblümchen, Scharbockskraut (aber nicht nach der Blüte bitte), Gundermann oder Günsel, Knoblauchsrauke, Vogelmiere, Taubnesseln etc. kommen je nach Standort häufig bis sehr häufig vor. Wobei ich hier in unserem Friedensgarten in Ligurien z.B. bisher keine einzige Gundelrebe (Gundermann) entdeckt habe, aber bildschönen kriechenden Günsel. Auch die Vogelmiere suche ich hier vergeblich, dafür treffe ich viele andere wunderbare Kräuter an.
Ein Brauch, der mich seit meiner Zeit als Köchin (Tenzo) im buddhistischen Zentrum Scheibbs begleitet ist die Neunkräutersuppe zu Gründonnerstag. Sie wird auch Gründonnerstagssuppe genannt. Das Oster Sesshin (Zen Retreat) war mir immer eine ganz innige Zeit des Rückzugs und auch eine besondere. So verbinde ich mich beim Vorbereiten der Neunkräutersuppe mit vielen verschiedenen Qualitäten, die ich dort unter den weisen Fittichen meines Lehrers erfahren durfte. Die Küchen Praxis war mir eine große Herausforderung und zugleich ein großes Geschenk - wer schon einmal im Zen Kloster war und in der Küche mitgewirkt hat, weiß welche immense Bedeutung die Mahlzeiten haben und wie herausfordernd es sein kann punktgenau ein Gericht für 20 - 40 Menschen zu bereiten. Essen ist immer bedeutsam, keine Frage. Aber mit dem Schlafentzug und dem herausfordernden Setting wird das Essen zu einem ganz besonderen Erlebnis. Die Sinne sind geschärft, die Achtsamkeit und die Stille tun ihr übriges dazu.
Aber nun zu den Vorbereitungen für unere Gründonnerstagssuppe
Wir sammelten gestern für die Neunkräutersuppe folgende Kräuter: Giersch, Brennnessel, Löwenzahn, Schafgarbe, Spitzwegerich, Gänseblümchen, Knoblauchsrauke, Sauerampfer und 3 Blütchen von der Schlüsselblume für jeden von uns (selber gepflanzt im Garten, denn die Schlüsselblume steht vielerorts unter Naturschutz).
Wenn du dich für mein "Neunkräutersuppe à la Kosan" Rezept interessierst, voilà.
Das Frühlingskräutersuppen / Neunkräutersuppen Rezept
Für die Suppe nehme ich ehrlich gesagt her, was da ist - die Menge reicht für 4 Personen:
- 9 Babykartoffeln
- eine halbe Sellerieknolle
- 2 Kohlrabi
- 1 halbe Zucchini
- 1 rote Zwiebel und Olivenöl, Salz und Pfeffer (eventuell Paprika, Curcuma oder andere Gewürze zum Abschmecken - nach Gusto)
Rote Zwiebel fein schneiden, in Olivenöl andünsten. Dann fein geschnittenes Gemüse dazu. Ich mag gerne rote Paprika und Kurkuma, füge ich gerne nach der Zwiebeldünstrunde hinzu. Mit 1,5 Liter heißem Wasser ergänzt, köcheln lassen. So circa 30 Minuten. Dann die 9 Kräuterlein wirklich fein geschnitten, auf die Seite gestellt. Die Suppe püriert, mit etwas Butter verfeinert (kann man auch weglassen). Du kannst auch Sojacuisine oder ähnliches nehmen, was du gern magst. Und erst zum Schluss, vor dem Servieren, habe ich die Kräuterlein hinein. 3 Schlüsselblumen en top, als extra Blütenmagie und voilà. Einfach und gut. So liebe ich das. Nur mit dem Abschmecken (Salz!) habe ich dieses Mal besonders acht gegeben, damit es nicht so versalzen wird wie bei den Bärlauch Muffins.
HInweis: du könntest die Suppe zum Abschluss noch einmal pürieren, mit den Kräutern, dann wird sie schön grün. Aber ich mag es die Kräuterlein so zu schmecken...
Und natürlich kannst du diese Suppe auch als Frühlingssuppe zu jeder Zeit genießen. Ob drei, neun oder mehr Wildkräuter - probiere dich aus und spüre die Qualität dieser vitalisierenden Kraftsuppe.
Möge die Kraft (Viriditas) mit dir sein.