mehr als nur eine Wohltat für die Haut
Im 17.Jahrhundert landete sie als „blinder Passagier“ an Bord eines Wollfrachtschiffes in Europa. Zunächst als Unkraut verschrien, entdeckte man auch hierzulande bald schon ihre Vorzüge – einerseits als Kraft spendendes Wildgemüse, andererseits zur Behandlung von verschiedenen Hautkrankheiten sowie Geschwüre bzw. zur Unterstützung der Wundheilung. Die Rede ist von der wundervollen Nachtrose, besser bekannt als Nachtkerze.
Die Nachtkerzen in unserem Garten haben sich wild angesiedelt. Sie bildet im ersten Jahr eine Blattrosette mit einer fleischige Pfahlwurzel, um sich dann im zweiten Jahr zu erheben. Ihre markante Schönheit mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, aber spätestens wenn sich die wunderbar duftenden Blüten des Nachts entfalten, kann man ihr nicht mehr widerstehen. Ich zumindestens nicht. Und die Nachtfalter im übrigen auch nicht, für die sie ihr wohlduftendes Parfüm auflegt. Da sie auf die Bestäubung durch diese angewiesen ist, fängt sie erst abends an zu duften. Sie öffnet ihre goldgelben sonnigen Blüten innerhalb von wenigen Minuten in einer fließenden Bewegung. Diese Geschwindigkeit ist im übrigen an keiner anderen mitteleuropäischen Pflanze zu beobachten – faszinierend, die Schöpfung, immer wieder. Sie ist in ganz Europa, Vorderasien und Ostasien anzutreffen und liebt sogenannte Ruderalplätze wie z.B. Kies- & Sandgruben, Steinbrüche, Schotterbänke oder Wegränder. Carl von Linné veröffentliche 1753 den botanischen Gattungsnamen „Oenothera“, was sich zusammensetzt aus den Worten für "Wei"n" und "Tier. Antike Autoren waren der Meinung, das diese Pflanze mit Wein genossen die Menschen erheitere und wilde Tiere besänftige. Das Artepitheton „biennis“ weist darauf hin, dass es sich um eine zweijährige Pflanze handelt.
Sie trägt zahlreiche wunderschöne Namen wie z.B. gelber Nachtschatten, Eierblume, stolzer Heinrich oder Schinkenkraut. Die Nachtkerze ist vielfältig verwendbar, als Nahrungsmittel wegen ihres milden Geschmacks, sowie als Heilmittel wegen ihrer wertvollen Inhaltsstoffe. Bekannt ist sie vor allem wegen der enthaltenen Gamma-Linolensäure, welche sich sehr positiv auf das Bindegewebe auswirkt.
Die Nachtkerze in der Ernährung
Die köstlichen, schönen Blüten und auch die Knospen genieße ich gerne im Salat, auf dem Butterbrot oder streue sie auf gekochte Speisen. Die Blätter können vor der Blüte geerntet und wie Spinat gedünstet werden. Die wertvollen Samen können in Gebäck verarbeitet werden, im Mörser zerkleinert oder einer in einer Pfeffermühle gemahlen und über Müsli und Salat gestreut werden. Die Wurzel kann sowohl roh als auch gekocht verzehrt werden. Sie schmeckt gekocht ähnlich wie die Schwarzwurzel. Die Wurzel hat eine kräftigende Wirkung und kann bei der Genesung von langwierigen Krankheiten helfen. Man sagt in ihr soll „mehr Kraft stecken als in 2 Zentnern Ochsenfleisch“.
Ihre Anwendung als Nachtkerzen-Öl
Mit Hilfe einer Ölpresse kann man das wertvolle Nachtkerzenöl aus den Samen pressen, dieses Öl findet auch in der Kosmetik Verwendung. Die Samen enthalten wie bereits erwähnt sehr viel Linolsäure und Gamma – Linolensäure, welches vor allem bei Hauterkrankungen wie z.B. Neurodermitis heilsam ist (innerliche Einnahme). Es gibt das Öl auch in Kapselform, wer diese Art der Einnahme bevorzugt. Man sagt, dass bei Neurodermitikern wegen einer mangelhaften Enzymaktivität ein Mangel an Gamma-Linolensäure besteht.
Manche berichten auch von positiven Erfahrungen in der äußerlichen Anwendung als Hautöl (Tip: Öle immer in die feuchte Haut direkt nach dem Baden, Duschen einstreichen). Wer sich beim Kauf darüber wundert, dass das Öl so kostspielig ist, sollte sich im Klaren sein, was es bedeutet aus Nachtkerzen Samen überhaupt ein Öl zu bereiten: es braucht mehrere 1000 Samen um ein Quentchen Öl zu bereiten. Neben der äußerlichen Anwendung als Hautpflege-Öl, lässt sich das Nachtkerzen-Öl natürlich als Speiseöl innerlich einnehmen. Ich empfehle einen Esslöffel täglich dem Essen beizugeben. Zum Braten ist es sicherlich zu schade.
FAZIT
Die Nachtrose ist ein wunderbarer Neophyt, den die Ureinwohner Nordamerikas bereits zu heilenden Zwecken eingesetzt haben. Sie zerstampften die ölhaltigen Samen zu einem Pflanzenbrei und behandelten damit Geschwüre und Hautkrankheiten. Aus den blühenden Sprossenspitzen bereiteten sie einen krampflösenden Aufguss bei Magen-Darm-Beschwerden zu. Es gibt Studien, die behaupten, dass die innere Einnahme das Nachtkerzenöls bei Hautekzemen und Neurodermitis nicht über einen Placeboeffekt hinausgeht. Ich bevorzuge stets die Erfahrungswerte der Altvorderen und habe größte Zweifel, dass es sich nur um einen Placebo Effekt handelt. Aber ich muss niemanden überzeugen. Das Beste ist wohl, du probierst es selber aus und lernst die schöne gelbe Rapunzel selber kennen und vielleicht lieben. Und erinnere dich stets an die goldenen Regeln des Sammelns: nur so viel ernten, dass genug für alle übrig bleibt und die Pflanze sich weiter vermehren kann. Auch die "Mutterpflanze" lassen wir immer stehen. Aus Liebe zur Natur und zu unseren Mitgeschöpfen.