Räuchern in den Rauhnächten
„Seit Beginn der Räucherkultur in archaischer Zeit ist das Räuchern mit Ritualen verbunden, es verstärkt diese und verleiht ihnen eine weitere Dimension. ..Ein Ritual wirkt wie ein Brennglas, das Energie bündelt und verstärkt...sie sind ein zeitloser Weg, die innere Entwicklung zu unterstützen und bewusst zu erleben...sie unterstützen, sich in Frieden vom Alten zu trennen und sich dem Neuen positiv zuzuwenden und etwas bewusst abzuschließen. Sie können uns in schmerzvollen Situationen in Lebenskrisen begleiten.“ (Susanne Fischer-Rizzi)
Viele verbinden die Zeit der Rauhnächte vor allem mit dem Verräuchern von Kräutern, Hölzern oder Harzen. Tatsächlich gibt es auch die Bezeichnung der „Rauchnächte“. Ich selber pflege als passionierte Kräuterkundige die Kunst des Räucherns das ganze Jahr über, in der dunklen Jahreszeit jedoch deutlich inniger. Die Rauhnächte sind eine wunderbare Zeit reinigend und segnend zu räuchern. Die Räucherkunst ist ein so weites und faszinierendes Feld innerhalb der Kräuterkunde, daher werde ich an dieser Stelle nur einen kurzen Einblick für Einsteiger vermitteln können, zu welchem Zwecke und wie geräuchert werden kann.
Anwendungsmöglichkeiten der Räucherkunst
• zum Reinigen, Klären
• zum Beruhigen und Entspannen
• zum Anregen, Kräfte mobilisieren, Stärken
• begleitend zu Gebeten oder Meditationen
• in der Heilkunde (nicht als Ersatz zu adäquaten oder notwendigen Therapien, sondern begleitend)
• unterstützend für Rituale und Zeremonien
• zum Orakeln
• für Visionsarbeit
• um Übergänge zu unterstützen (z.B. Berufswechsel, Trennungsprozesse etc)
• zur Stärkung der intuitiven Kräfte
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten Kräuter und Harze zu verräuchern, z.B. auf Räucherkohle in einer mit Sand gefüllten Schale, mit dem Räucherstövchen, mit Räucherstäbchen oder Kegeln oder mit einer Kräuterzigarre (Smudge genannt). Für ein umfassendes reinigendes oder segnendes Ritual verräuchere ich am liebsten auf Kohle. Da es hier ordentlich raucht, empfiehlt es sich die Rauchmelder vorher abzumontieren.
WICHTIG: in der Gegenwart von kleinen Kindern, Schwangeren oder sehr sensiblen Menschen bzw. Menschen mit Atemwegserkrankungen, sollte auf das Räuchern mit Kohle verzichtet werden. Auch eine Räucherung auf dem Stövchen ist mit Bedacht durchzuführen oder zu unterlassen - Achtsamkeit ist immer die wichtigste Ausgangsbasis.
Das Verräuchern auf einem Stövchen ist eine sehr feine und subtile Art die Atmosphäre eines Raumes mit Hilfe der Pflanzengeister zu verwandeln, hierfür kann man ebenfalls entweder Räucher-Mischungen oder einzelne Kräuter bzw. Harze verräuchern. Ich persönlich pflege diese Art der Räucherung am liebsten für Introspektionen, Räucher-Meditationen und einfach um eine schöne Atmosphäre zu schaffen.
Das Verräuchern mit dem Smudge ist eine sehr unkomplizierte Alternative zum Räuchern mit der Räucherkohle. Hier entwickelt sich viel Rauch, so dass man wunderbar auf diese Weise durch Räume gehen kann. Das Krümeln des Smudges ist in Kauf zu nehmen 😉
Meine liebster Smudge zur "energetischen Reinigung" ist unser heimische Beifuß (Artemisia vulgaris). Aber ich liebe auch den Wacholder Smudges sehr für die Klärung und Bereinigung daheim. Im Grunde ist es wichtig für sich selber zu prüfen mit welcher Art des Räucherns man im Moment in Resonanz geht und welche Räucherpflanzen einen ansprechen. All dies ist im Wandel und das Lernen ein lebenslanger Prozess, der nie langweilig wird.
Zu ganz besonderen Anlässen räuchere ich mit meinem Set für chinesische Räucherzeremonien. Da geht es für mich weniger um eine "Hausreinigung" als vielmehr um eine meditative Ausrichtung dem "Duft zu lauschen". Bei Gelegenheit stelle ich gerne ein kleines Video auf Instagram oder unserem Telegram Kräuterkanal ein.
Der Weg des Räucherns ist für mich ein Weg in welchen man von Jahr zu Jahr hineinwächst, so wie es alle tiefgründigen Wege letzten Endes sind. Jedes Jahr lerne ich dazu, entwickle mich weiter und mache mich vertrauter mit bekannten und neuen Pflanzenbegleitern.
Es freut mich, wenn ich dir einen klitzekleinen Einblick vermitteln konnte. Es gibt noch viel zu entdecken...