„Sie wie das Veilchen im Moose, sittsam und still, und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert sein will.“
(Sprüche für das Poesiealbum)
Noch ist der Frühling nicht in seiner ganzen Kraft spürbar. Und doch regt sich etwas in der Natur. Die Vögel zwitschern anders und die ersten Frühjahrsboten zeigen schon ihre Köpfchen. Zunächst macht der Huflattich seine Aufwartung und dann einige Zeit später vernehme ich einen zart betörenden Duft. Ich bin verzückt. Ich schaue genauer hin und siehe da, ein kleines feines lilanes Blütenköpfchen reckt sich tapfer aus der Erde. Hier in unserem Friedensgarten in Ligurien fühlt sie sich besonders wohl. Das wohlriechende Veilchen, eine zarte Pflanzendame. Ich freue mich sehr dir diese kleine Schönheit näher bringen zu dürfen. Sie ist eine heilkräftige und sanfte Heilpflanze, die leicht übersehen oder unterschätzt wird.
Die Schwalbenblume, wie diese lilafarbene Schönheit auch genannt wird, gehört zu den ersten Frühjahrsboten. In Frankreich ist sie bekannt und sehr beliebt als „violettes de Toulouse“, wie in Italien werden sie dort zur Likör Herstellung angebaut. Sie liebt nährstoffreiche lehmige Böden und auch Wälder sind ihr sehr genehm. Und doch kann sie in Höhenlagen bis zu 1000 Hm gedeihen – klein, aber oho! Sie wird gerne mit dem Hundsveilchen verwechseln (ungiftig!), aber die Viola Canina hat zum einen geruchlose Blüten und zum anderen hellere Sporen. Der wunderbare Duft der Viola odorata ist hingegen unverkennbar.
Auf dem Foto siehst du wie die Veilchen hier in unserem Friedensgarten selbst im Mauerwerk Wurzeln fassen, ich staune wirklich über jedes Pflänzchen das aus so kleinen Mauerritzen emporwächst. Und bin ganz hin und weg von ihrer wunderschönen Erscheinung. Und ein kleiner "fun fact" am Rande: wusstet ihr, dass das wohlriechende Veilchen die Lieblingspflanze von Napoléon Bonaparte war? Sie war immer an seiner Seite, denn er hatte in seinem Stiefel einen kleinen Platz reserviert - speziell für sie. Er trug ihren Duft in einem kleinen Flacon immer bei sich. Ist das nicht erstaunlich, dass so ein mächtiger Feldherr und Kriegstreiber eine heimliche Schwäche für eine zarte kleine lilane Pflanze hegte? Und seine Gattin Joséphine hegte eine große Liebe zu den Rosen, aber dazu an anderer Stelle gerne mehr...
Das Veilchen gilt als Blume der Bescheidenheit und Demut, da sie am liebsten verborgen am Gebüsch oder bei Hecken blüht. In Frankreich pflegt man bis heute den Brauch Veilchen über die Äcker zu streuen, um den Frühling anzulocken.
Unser Marienstängel ist nicht nur ein wunderbares Hustenmittel für Kinder, sondern kann uns Menschen auf vielfältige Weise begleiten. Aus den frischen Blüten kann ein Sirup hergestellt werden, der wohltuend für die Atemwege ist. Auch in der Wildkräuterküche nimmt sie einen besonderen Platz ein, wo sie jedoch sparsam eingesetzt werden sollte: ein zu viel kann Übelkeit und Erbrechen bewirken. Insbesondere Menschen mit einem empfindlichen Magen bzw. Verdauungstrakt sollten sich hier sehr behutsam herantasten. In der Schwangerschaft sind alle Heilpflanzen grundsätzlich nur mit besonderer Achtsamkeit zu genießen bzw. nach Absprache mit der kräuterkundigen Hebamme des Vertrauens anzuwenden.
Grob unterscheiden kann man zwischen innerer und äußerer Anwendung und das Veilchen eignet sich wunderbar für beides. Veilchen wirken zudem innerlich und äußerlich (Hautbild) reinigend und klärend.
Äußerlich kann sie als Breiumschlag aus den frischen, angequetschten Pflanzen, bei Verbrennungen, unreiner Haut oder Akne unterstützen. Ich habe in meiner Recherche erfahren, dass die äußere Anwendung auch ausgedehnt werden kann bei Neuralgien, Kopfschmerzen und zur Behandlung von geschwollenen Lymphknoten oder Bindegewebsknoten. Mit letzterem habe ich keine Erfahrung, mir ist vor allem die Anwendung bei Hautunreinheiten bekannt.
Natürlich ist das Veilchen auch ein klassisches Hautpflege- und Schönheitsmittel. Mit ein wenig Sahne, einem geschlagenen Eiweiß und einem Eigelb (bei trockener Haut) lässt sich aus den angequetschten Blüten und Blättern eine Gesichtsmaske zaubern. Ca. 30 min. einwirken lassen und mit lauwarmen Wasser sanft abwaschen.
Die innere Anwendung würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, gerne erzähle ich dazu an anderer Stelle mehr.
Ein wenig Magie zum Schluss: früher war die Kräuterkunde enger verwoben mit Magie sowie Ritualen. Zu jeder Jahreszeit, aber insbesondere im Frühling, gab es magische Rituale, um ein weiteres Jahr in Gesundheit erfahren zu dürfen. Ähnlich wie bei der Schlüsselblume sagt man, dass 3 Blüten der Viola odorata vor Krankheit schützen. Ob es wirklich so ist? Probiere es aus ;-).